Die Violetten: für ein Leben ohne Glyphosat

Wie vertrauenswürdig kann ein Chemiekonzern sein, der keiner juristischen Kontrolle unterliegt und deshalb für auftretende Folgeschäden nicht haftbar ist? Diese berechtigte Frage stellt sich gegenüber dem Glyphosat-Hersteller Monsanto.

Unterstützt wird der Konzern durch die Politiker der EU-Kommission, wie auch die deutsche Bundesregierung, die behaupten, der umfassende Einsatz – ca. 40% der deutschen Ackerflächen werden damit regelmäßig behandelt – sei unbedenklich.
Die Entscheider möchten die Genehmigung des Pflanzengiftes, das nach Einschätzung der WHO wahrscheinlich krebserregend ist, unbedingt verlängern. Das von der Bundesregierung kontrollierte Institut für Risikobewertung stützt sich für seine Behauptung, Glyphosat sei für den Menschen auch überdosiert nicht gefährdend, auf Studien der großen Chemiehersteller, in die kein Außenstehender Einblick nehmen darf. Diese Haltung gehört zu den vertrauensbildenden Maßnahmen, für die man den Agrarchemiehersteller Monsanto und seine Unterstützer kennt.

Die Bevölkerung soll dies im wahrsten Sinne des Wortes schlucken – ob als Glyphosat-verseuchtes Bier, oder im Frühstücksbrot. Ebenso die Tier- und Pflanzenwelt im Umfeld der betroffenen Ackerflächen. In deutschem Bier wurden Mengen gefunden, die einer bis zu dreihundertfachen Menge des zulässigen Höchstwertes in Trinkwasser (0,1μg/Liter) entsprechen. Im Urin von etwa 2000 Testpersonen wurden durchschnittlich 0,5μg/Liter gefunden. Es erscheint naheliegend, dass nahezu jeder Einwohner von der Wirkung des Pflanzengifts betroffen ist.

Es wurde nicht belegt, dass von dem Gift keine nachhaltige Gefahr ausgeht. Die vom zuständigen Bundesinstitut BfR zugrunde gelegten Studien, aus der eine Harmlosigkeit hervorgehen könnte, wurden nicht zur öffentlichen Einsicht freigegeben. Es wurde erklärt, dass die vorgefundenen hohen Mengen nicht verwunderlich seien. Ohne nachvollziehbare Grundlagen der wissenschaftlichen Forschung wird behauptet, dass keine Gesundheitsschäden zu erwarten wären. Aus dem Fund des Pflanzengifts im Urin wird geschlussfolgert, dass es schnell wieder ausgeschieden würde. Allerdings ohne erwiesene Prüfung, mit welcher nachhaltigen Konsequenz eine Restmenge im Körpergewebe verbleibt.

Nachdem die Regierungsparteien in Berlin bereits ihr OK gegeben haben, soll nun für weitere 15 Jahre der alltägliche Einsatz von Tausenden Tonnen des Pflanzengifts genehmigt werden.

Unser Standpunkt: die derzeit Regierenden sind damit auf einem Gleis unterwegs, auf dem mögliche Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung vernachlässigt werden. Es besteht keine Klarheit darüber, was durch diesen Entschluss in menschlicher Hinsicht bewirkt wird. Der Verdacht liegt nahe, dass auf ungewisse gesundheitliche Kosten der Bevölkerung einer Lobby der Agrarchemie-Konzerne nachgegeben wird.

Der Schutz der Gesundheit, unserer Kinder und der natürlichen Umwelt, tragen maßgeblich zur zukünftigen Lebensqualität unserer Gesellschaft bei.
Die Violetten stehen in diesen Fragen für Tiefenökologie, Naturschutz, für Artenvielfalt und Tierschutz, für giftfreies Trinkwasser und Lebensmittel, für den Schutz von Leben und Gesundheit und lehnen deshalb den umfassenden, zum Teil flächendeckende Einsatz von Pestiziden – besonders, wenn sie wahrscheinlich krebserregend sind, wie Glyphosat – ab.
Im Interesse an der eigenen Zukunft sollte jeder Einzelne im Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Beitrag dazu leisten, die regierenden Politiker daran zu erinnern, sich ihrer offenbar vergessenen Verantwortung wieder bewusst zu werden.

Dass es eine Alternative zu den Methoden der Agrarchemiekonzerne gibt, bewies unter anderem der indische Bauer Sumant Kumar.
Kumar baut im indischen Bundesstaat Bihar Reis an. Zuletzt war beim Reisanbau ein weltweiter Rekord erzielt worden im Umfang von 19,4 Tonnen Ertrag auf einen Hektar – von dem chinesischen Agrarwissenschaftler Yuan Longpin, unter Verwendung von Pestiziden und Dünger.
Nun erzielte Kumar einen Ertrag von 22,4 Tonnen – ohne die Verwendung von Dünger und Pestiziden und damit im ökologischen Anbau. Er nutzte das Verfahren des „SRI“, d.h. des Systems der Reis-Intensivierung. Hierdurch wird auch das Auslaugen des Bodens durch Pflanzengift und synthetische Düngemittel vermieden.

Nitish, ein Freund Kumars nutzte dasselbe System für den Anbau von Kartoffeln – und erreichte ein halbes Jahr darauf einen Weltrekord für den Kartoffelanbau. Ein anderer Kleinbauer in der Nachbarschaft, Ravindra Kumar, erzielte ebenfalls mit dem SRI-System den indischen Rekordertrag für den Anbau von Weizen. Er erklärt hierzu: „in der vergangenen Zeit war die Landwirtschaft nicht gerade lohnend. Nun stelle ich fest, dass dies anders sein kann: mein ganzes Leben hat sich verändert. Ich kann meine Kinder nun zur Schule schicken. Mein Einkommen ist stark angestiegen.“

Damit zeigen uns die indischen Bauern, dass es eine Alternative gibt zum Gift im Bier und im Frühstücksbrot. Ob auch die Deutschen bereit sind auf ihre tägliche Dosis Glyphosat zu verzichten, muss sich erst noch herausstellen.

http://www.theguardian.com/global-development/2013/feb/16/india-rice-farmers-revolution

http://www.bund.net/themen_und_projekte/gentechnik/risiken/gesundheit/glyphosat/glyphosat_studie/

https://www.tagesschau.de/ausland/eu-glyphosat-101.html

http://www.taz.de/Streit-ueber-das-meistverkaufte-Pestizid/!5241659/

https://www.tagesschau.de/inland/glyphosat-117.html

 

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