Schluss mit dem Plastikmüll!

Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) wurde 2008 von der EU verabschiedet und gibt vor, „saubere, gesunde und produktive Meere zu erhalten.1) Ferner beinhaltet sie Vorgaben, die im Meer lebenden Tiere und deren Lebensräume zu schützen und den Rückgang der Vielfalt zu verhindern. Der „gute Zustand der Meeresumwelt“ soll bis 2020 in allen europäischen Anrainerstaaten erreicht werden. 2)

Zwei Drittel der Oberfläche unseres Planeten bedecken Wasser. Sauberes Wasser wird immer knapper. Fast eine Milliarde Menschen haben keinen genügenden Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Etwa neun Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer mit einer Langlebigkeit von 300 bis 450 Jahren, da sie nicht verbrannt oder recycelt werden. Davon gelangen 80 % vom Festland in die Meere. Das Umweltbundesamt macht den Tourismus primär dafür verantwortlich.

Makroplastikteile werden in immer kleinere Teile zersetzt durch den Salzgehalt, die Sonneneinstrahlung und die Wasserbewegung. Die Vermüllung der Weltmeere ist schon so weit fortgeschritten, dass sich weltweit riesengroße Müllstrudel im Meer gebildet haben. Der im Nordpazifik ist so groß wie Westeuropa. Die Müllberge in den Ozeanen lassen z. B. Hunderttausende Meeressäugetiere und Vögel bei vollen Mägen verhungern und elendig verenden, da sie das Plastik als Futterquelle annehmen.  Es gibt sechs Mal mehr Mikroplastikteilchen (< 1mm) als Plankton im Meer. Die Oberfläche der glatten Plastikteile, selbst giftstoffhaltig, wirken zusätzlich noch wie „Gift-Magnete“, die mehr und mehr Umweltgifte einsammeln.3)

Mikroplastik wird auch in der Kosmetikindustrie eingesetzt. Hier soll die Reinigungswirkung  z. B. von  Peelings verbessert werden. In der Textilindustrie werden Kunststofffasern zu Kleidungsstücken und Gebrauchsgegenständen verarbeitet (z. B. Fleece, Plüsch und Mikrofaserartikel). Durch den Waschvorgang gelangen Mikroteilchen über die Abwässer in die Flüsse und ins Meer. Die Teilchen sind so klein, dass sie in den Kläranlagen nicht ausgefiltert werden können. Sie werden vom Organismus nicht abgebaut und lagern sich im Gewebe ab. Somit ist Mikroplastik längst in der Nahrungskette angekommen, an der der Mensch am Ende steht. 4)

Die Herstellung von Kunststoffen erfolgt aus unterschiedlichen Stoffen wie Erdöl, Kautschuk oder auch aus Seide, Wolle und Zellulose. Die Zugabe von Zusatzstoffen, vor allem von Weichmachern (Giftstoffe) und Stabilisatoren, verleihen dem jeweiligen Endprodukt eine entsprechende bzw. gewünschte Materialeigenschaft. Kunststoff ist ein sehr preiswerter Werkstoff und kommt dementsprechend häufig zum Einsatz – ungeachtet der Entsorgung. Jährlich werden weltweit 240 Millionen Tonnen Plastik produziert.

Plastik ist ein Kunststoff und organisch nicht abbaubar. Es kann zum Teil verbrannt bzw. recycelt werden. Biokunststoff ist umweltverträglicher, da es aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr oder Mais hergestellt wurde. Das heißt jedoch nicht, dass er „biologisch abbaubar“ ist und im Biomüll entsorgt werden sollte. Dies gilt für mehr als die Hälfte der Biokunststoffe. Bioplastik zersetzt sich bestenfalls in Wasser und Kohlendioxid, enthält jedoch keinerlei Nährstoffe für den Kompost. 5)

Plastikmüll gehört in einen Mülleimer, damit die enthaltenen Kunststoffe effizient recycelt oder energetisch verwertet werden können. Die Nutzungsdauer eines Gegenstandes sollte so lang wie möglich sein. Mehrwegplastik ist dem von Einwegplastik vorzuziehen.

Kosmetikartikel sollten vor ihrem Kauf recherchiert werden. 6)

DIE VIOLETTEN plädieren für effektive Aufklärungskampagnen schon ab dem Kindergartenalter, damit die Kinder sensibilisiert werden, sich weniger Einweg-Plastikartikel, sondern recycelbares Plastik zu wünschen und zu gebrauchen. Außerdem müssen Mikroplastikzusätze in Kosmetika verboten werden und erfolgversprechende Projekte zur Entmüllung der Meere national und international gefördert werden.

Mehrere Umweltorganisationen machen seit Jahren auf die Plastikvermüllung nicht nur der Ozeane aufmerksam; doch: Ist die Politik zu schwach und zu langsam gegenüber der Erdölindustrie?

Wir fordern:

  • Verbot der Produktion und des Verkaufs von Kosmetik- und Pflegeprodukten mit Mikroplastik sowie Plastikprodukte, die nicht recycelt werden können
  • Überprüfung von Produkten und Verpackungsmaterialien nach ihrer ökologischen Bilanz und entsprechende Reglementierungen und Kontrollen
  • Schiffsmüllentsorgung muss stärker kontrolliert und geahndet werden
  • Bereitstellen von Müllsammelstellen in den Häfen für die Schifffahrt
  • Förderung innovativer, vor allem küstennaher maritimer Entmüllungs-Projekte 7)

Violette Politik basiert auf der fundamentalen Erkenntnis, dass es zwischen den Menschen und der so genannten Umwelt keine Trennung gibt. Daher sprechen wir lieber von unserer Mitwelt. Wir sind alle ein unschätzbar wichtiger Teil eines größeren Ganzen. Beschädigt oder entfernt man einen Aspekt dieses Ganzen, so nehmen alle anderen Teile Schaden. Kurzum: Unsere Umwelt ist unser aller Lebensgrundlage. 8)

Jeder Mensch muss sich seiner Macht bewusst sein, egal was er kauft. Mit jedem Kauf gelangt sein Anteil an Einwegplastik zurück in die Natur, sei es Verpackungsmaterial, sonstige Kunststoffe oder Inhaltsstoffe von z. B. Nahrungs-, Reinigungsmitteln oder Textilien. So trägt jeder dazu bei, dass sich das Angebot an Inhaltsstoffen, Verpackungsmaterialien, Wegwerfartikeln, Textilien usw. langfristig ändert. Es ist jetzt essentiell wichtig für uns alle und die nachfolgenden Generationen, dass sich jeder informiert, nicht nur über die Giftstoffe im Plastik, besonders PVC (Polyvinylchlorid) und PC (Polycarbonat), sondern sie meidet und verantwortungsbewusst handelt. 9) 10)

 

 

  1. https://www.ihk-schleswig-holstein.de/servicemarken/branchen/tourismus/green_wellcome/EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie/
  2. http://www.bfn.de/0314_meeresstrategie-rahmenricht.html
  3. http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/
  4. http://www.oneearth-oneocean.com/?page_id=1062
  5. http://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/kunststoff/pwiebiokunststoffe100.html
  6. http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/meere/131119_bund_meeresschutz_mikroplastik_produktliste.pdf
  7. http://www.welt.de/wissenschaft/article150548030/Luebecker-Schiff-soll-Ozeane-von-Plastikmuell-saeubern.html
  8. DIE VIOLETTEN NRW, 2016, Wahlprogramm zur LTW 2017
  9. https://www.oceancare.org/de/projekteundkampagnen/kampagnen/plastikverschmutzung/
  10. http://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/
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