Regionalgeld

Komplementärwährungen

Komplementärwährungen sind (Regional-)Währungen, die die bestehenden Landeswährungen ergänzen. Ihr Sinn/Ziel ist es, Schwächen des bestehenden Finanzsystems auszugleichen. Weltweit gab es 1999 laut Lietaer rund 2000 Komplementärwährungen in zwölf Industrieländern :

  • Darunter findet sich z.B. das älteste noch existierende Komplementär-Währungssystem WIR: Es wurde 1934 in der Schweiz gegründet und hatte im Jahr 1994 80.000 Mitglieder mit einem Jahresumsatz von 2,5 Mill. Schweizer Franken.
  • 1990 hat die amerikanische Steuerbehörde den Handel mit »Time Dollar« für steuerfrei erklärt. Seit 1993 verwendet der amerik. Bundesstaat Missouri »Time Dollar« zur Finanzierung seines Sozialsystems. Insgesamt fördern 30 Bundesstaaten diesen Ansatz zur praktischen Lösung sozialer Probleme.
  • In Japan hat sich eine »reine Pflegewährung« entwickelt (»Fureai kippu«), die die normale Krankenversicherung ergänzen kann: Freiwillige helfen Alten/Behinderten und lassen sich die Stunden auf einem »Zeitkonto« gutschreiben. Diese Stunden können sie dann an die eigenen Eltern verschenken, oder im Alter selbst für ihre Pflege nutzen.
  • Weite Verbreitung hat z.B. das LETS (Local Exchange Trading System), welches 1983 in British Columbia gegründet wurde. LETS ist allein in Kanada und Großbritannien mit rund 250 lokalen Tauschhandelssystemen vertreten. • Die EU ist an der Finanzierung von vier regionalen Pilotprojekten beteiligt (»Barataria«-Projekte).

Regionalgeld

Der Begriff Regionalgeld bürgert sich derzeit für eine Form von Komplementärwährungen in Deutschland ein. Regionalgeld ist Geld, welches nur in einer bestimmten Region verwendbar ist (z.B. einem Landkreis).

Beispiel: Der »Chiemgauer«
Ein bekanntes und vielversprechendes Beispiel für eine regional eingesetzte Komplementärwährung ist der »Chiemgauer« in Südbayern. Das Schülerprojekt einer Waldorfschule wurde 2002 ins Leben gerufen und hat sich inzwischen zu einer ernstzunehmenden und regional gern gesehenen Zweitwährung entwickelt. In über 600 Geschäften, Praxen, Restaurants und Werkstätten kann derzeit mit dem RegioGeld eingekauft werden, der Jahresumsatz lag 2008 über einer Million »Chiemgauern«, was der gleichen Summe in Euro entspricht.

Der »Chiemgauer« unterstützt nicht nur verschiedene gemeinnützige/soziale Projekte, sondern auch Handel und Handwerk vor Ort: statt beim Discounter wird wieder vermehrt beim Einzelhändler eingekauft. Um den Geldkreislauf schließen zu können (Kunde kauft beim Händler – Händler zahlt Lieferanten, Vermieter oder Angestellte – diese investieren das Geld wieder vor Ort) arbeiten die Initiatoren des »Chiemgauers« mit der GLS-Bank in Bochum zusammen. Durch die Entwicklung eines elektronischen Zahlungssystems und die Möglichkeit der Kreditvergabe soll der »Chiemgauer« zu einer »echten« Komplementärwährung für die Region werden.

Weitere Beispiele für RegioGeld
»Berliner«
»REGIO« (München Stadt und Landkreis, Oberland, Ostallgäu)
»Justus« (• Gießen • Ruhrgebiet)
»KannWas« (Schleswig-Holstein)
»Roland« (Bremen)
»Rössle« (Stuttgart)

Weitere Informationen
Regiogeld e.V. – Verband der Regiogeld-Initiativen
S. Kabisch – »Chiemgauer schlägt Euro« (DLF 7.3.04 )
»Regiogeld bald von der Sparkasse?« (INWO 7.3.04 )

Bernard A. Lietaer»Das Geld der Zukunft« (3-570-50035-7)
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